Kirch-Orte

Um Liebenswürdigkeit & Besonderheit unserer Wohldenberger Pfarrgemeinde zu verstehen, muss man in unsere Geschichte schauen. Deshalb finden Sie hier einen eigentlich viel zu langen Text. Wir sind aber auch keine ganz "normale" Gemeinde :-) Viel Freude beim Lesen unserer Gemeinde-Vorstellung! ...

Gaaanz unten finden Sie dann auch die Informationen zu unseren 6 (!) Kirchorten.

Im Jahr 2004 wurde die Pfarrgemeinde "St. Hubertus, Wohldenberg" errichtet. Sie umfasst das Gebiet von vier zuvor eigenständigen und zum Teil uralten und ausgesprochen kleinen Pfarreien - und ist deren Rechtsnachfolgerin. Zu unserem Pfarrgebiet gehören die vier ehemaligen Pfarrkirchen Grasdorf, Henneckenrode, Sottrum und Wohldenberg, die ehemalige "Missionsstation" Baddeckenstedt sowie die Wallfahrtskapelle Sankt Marien, Söder. Sechs (!) Kirchen für gerade einmal 1.600 Menschen in der Süd-Hildesheimer Diaspora mit kaum 10 Prozent katholischem Bevölkerungsanteil - das ist eine besondere Herausforderung!

Vorausschauende Weitsicht stand am Anfang!

Unsere Wohldenberger Pfarrei im heutigen Zuschnitt ist im Jahr 2004, schon Jahre bevor Gemeindefusionen in unserem Bistum flächendeckend geschehen mussten, aus eigenem Antrieb durch Zusammenlegung der vier bis dahin eigenständigen und zahlenmäßig sehr kleinen Pfarreien Grasdorf, Henneckenrode mit Söder, Sottrum und Wohldenberg entstanden. Wir haben, gemessen an anderen fusionierten Pfarreien unseres Bistums, einen gewissen Erfahrungsvorsprung.

"Den Übergang gestalten"
- vielfältige Herausforderungen!

Vieles hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert.

Ein Beispiel: Der Stellenwert des regelmäßigen sonntäglichen Kirchbesuchs ist in der katholischen Kirche deutlich zurückgegangen. Waren es in den 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch über 60 %, sind wir inzwischen bei knapp 6 % Gottesdienstbesuchern. Darüber können auch unsere vollen Kirchen an Weihnachten nicht hinwegtäuschen. Ging es früher beim Gottesdienstbesuch um eine regelmäßige konfessionelle Selbstverständlichkeit, haben unsere Gemeindemitglieder heute ein ganz anderes Denken. Jemand sagte kürzlich ganz selbstbewusst: "Ich bin ein gutes Gemeindemitglied, ich komme doch regelmäßig zur Messe: An Weihnachten und Ostern". Man ist hier auf den Dörfern gern ein selbstbewusstes Mitglied unserer Gemeinde, unterstützt uns und zählt sich zu uns, taucht aber nur noch eher punktuell auf uns setzt sich zeitlich eher begrenzt ein. Wichtiger geworden sind Taufen, Einschulungen, Hochzeiten, Firmungen, Beerdigungen, Ökumene - hier werden hohe Erwartungen an uns gerichtet. Frühere Selbstverständlichkeiten sind oft kaum noch vermittelbar.

Ort der Sakramentenspendung war früher eigentlich immer die Ortsgemeinde, in der jemand seinen Wohnsitz hatte. Heute bekommen wir oft Anfragen von Leuten, die hier gar nicht beheimatet sind, aber dennoch ihre Kinder bei uns taufen lassen oder hier heiraten wollen. Häufig stellt sich heraus: "Wir sind nicht von hier, sind auch nicht katholisch, aber es gefällt uns hier so sehr". Man sieht unsere Kirche als Teil eines "grenzenlosen Dienstleistungsnetzwerkes". Das ist interessant, stimmt auch irgendwie, gerade in Bezug auf die katholische Kirche, ist aber eher neu! Solche Anfragen sind nicht einfach mit einem harten "Nein!" zu beantworten, sondern verlangen viel Liebe für die Anfragenden und Fingerspitzengefühl mit christlicher Weite.

Besonders der Wohldenberg mit unserer Jugendbildungsstätte und unserem Status als weit über unsere Gemeindegrenzen hinaus bekannter Ausflugsort kann sich glücklich schätzen, häufig als ein guter erster Kontaktort zur Kirche wahrgenommen zu werden. Wir versuchen stets, auf den Wert der jeweiligen Heimatkirchengemeinde hinzuweisen. Dennoch ist der Wohldenberg für viele Menschen ein Ort der katholischen "Überpfarrlichkeit".  

Ein weiteres Beispiel:Wir haben immer weniger Priester in unserem Bistum. Gab es bis zum Jahr 2000 allein bei uns noch vier ansässige Pfarrer (in Grasdorf, Sottrum, auf dem Wohldenberg und in Henneckenrode), hatte nun ein einziger Pfarrer die Aufgabe, hier Seelsorger für alle zu sein. Wie soll das funktionieren?

Unsere Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte haben im Vorfeld der Fusion 2004 erkannt, dass ein Übergang gestaltet werden muss. Es braucht nicht nur ein Zusammengehen der kleinen bisher eigenständigen Pfarreien, sondern auch ein gelassenes Umdenken in Bezug auf das, was uns als katholischen Christen in den 17 Orten rund um den Wohldenberg wichtig ist. Das Wunschdenken nach einer "priesterzentrierten" Kirche unterstützen wir in unserer Gemeinde bewusst nicht. Besonders wichtig ist uns die Förderung eines selbstbewussten, ausgebildeten und beauftragten Ehrenamts.

Unsere besondere Herausforderung: Wir haben, gemessen an der Zahl unserer Gemeindemitglieder, zu viele Gotteshäuser. Weil es allesamt historische Kirchen sind, können wir aber nicht einfach welche "zumachen" oder verkaufen. Mit derzeit nur noch knapp 1.600 Gemeindemitgliedern leben wir seit der Gemeindefusion mit der Aufgabe, eine gottesdienstlich zwischen sechs (!) allesamt kleinen Kirchen "wandernde Gemeinde" zu werden. In "normalen" Zeiten vor Covid ist uns das recht gut gelungen. Nicht der Kirchort zählt, sondern die Zusammengehörigkeit, unsere "Corporate Identity", die Feier der Eucharistie und das gemeinschaftliche Miteinander. Das ist leicht gesagt, aber aufgrund der Verbundenheit unserer Gemeindemitglieder mit 'ihrem' jeweiligen Kirchturm nicht so leicht getan. Gerade für unsere älteren Gemeindemitglieder ist es nicht immer einfach, eine Mitfahrgelegenheit zum Gottesdienst an einem anderen Ort zu finden. Dennoch zeichnet sich unsere Gemeinde dadurch aus, dass wir gelernt haben, nicht mehr kirchortbezogen denken. Mit der Überlegung, was unsere einzelnen Kirchorte besonders und attraktiv macht, sind die Projekte der ökumenischen Autobahnkirchen in Grasdorf, der Kleiderkammer in Baddeckenstedt und des Wohldenbergs als verlässlich geöffneter Touristen- und Passantenkirche entstanden. Bis Covid war auch unser sonntäglicher Gemeindetreff im Burgcafé ein Ort, an dem unser Gemeinde-Motto sichtbar wurde: "Fremde sind Freunde, die wir noch nicht kennen". Ab Mai 2023 soll der Gemeindetreff im Burgcafé wieder stattfinden. 

Regelmäßige Gottesdienste gibt es derzeit (2023) in Sottrum und Baddeckenstedt im Wechsel am Sonntagabend um 17 bzw. im Sommerzeitjahr 18 Uhr. In Grasdorf wird an jedem Freitag um 17 Uhr, im Sommerhalbjahr um 18 Uhr die hl. Messe gefeiert. An jedem Sonntag um 11 Uhr gibt es eine gut besuchte Messe auf dem Wohldenberg in der Pfarrkirche. Unsere Kirche in Henneckenrode ist derzeit nur noch eine "Anlasskirche" - wir feiern hier die Gottesdienste nur noch zu besonderen Anlässen. Unsere Marienkapelle in Söder mit dem Pilgerhaus ist eine weitere Besonderheit durch ihren Status als Marienpilgerstätte. Seit Covid steht dort leider alles still. Wir planen mit den Camaldolenser-Patres vom Röderhof eine Ansiedlung des Ordens in Söder. 

Durch den vor fünf Jahren umgesetzten Beschluss unseres Bistums, zukünftig grundsätzlich "überpfarrlich" zu denken, sind wir inzwischen engstens mit den Nachbarpfarreien Seesen (mit Bockenem und Bilderlahe) und Bad Gandersheim (mit Kreiensen und Lamspringe) verbunden. Wir nennen das "überpfarrlichen Personaleinsatz" in "Trizonesien": Ein leitender Pfarrer, ein weiterer Priester mit dem Titel „Pastor“ und eine Gemeindereferentin sind nun als  e i n  Team für die seelsorglichen, katechetischen und liturgischen Aufgaben in allen drei Pfarreien zuständig. Uns zur Seite stehen ein Jugendreferent, unsere drei Sekretärinnen in den Pfarrbüros, zwei Mitarbeiterinnen in der finanziellen Verwaltung - und viele Ehrenamtliche an den einzelnen Kirchen, die das Gesicht unserer Gemeinde vor Ort sind.

In sechs Kirchen zuhause sein? - Geht das denn?

Wir meinen: Ja!, wenn wir unterwegs bleiben! Wenn wir lernen, uns gut miteinander, mit den Nachbargemeinden Seesen und Bad Gandersheim und mit unserem Bistum zu vernetzen. Wenn wir liebevoll auf das schauen, was unsere Kirchorte attraktiv macht. Wenn wir fördern, was an ehrenamtlichem Engagement vorhanden ist oder neu entstehen möchte. Wenn wir unsere Kirchen als "HotSpots", als Einwahlpunkte zum größeren katholischen Netzwerk verstehen - und sie offenhalten für diejenigen, die auf der Suche nach Orten gelebten Glaubens sind. Wenn wir uns einmischen und mitmachen im gesellschaftlichen und politischen Leben unserer 17 Orte. Wenn wir helfen, Diakonie üben, solidarisch bei den Armen und Benachteiligten sind. Wenn wir gut haushalten - nicht nur mit unseren Finanzen, sondern auch mit unseren personellen Ressourcen. Wenn wir uns nicht überfordern, nicht den Kopf in den Sand stecken. Wenn wir uns nicht nach dem ausrichten, was es früher einmal alles gab. Wenn wir bereit sind, einladend und "auf eine neue Art Kirche zu sein". Wenn wir bei allen notwendigen Überlegungen nicht vergessen, dass wir kein Konzern sind, dem es um Selbsterhalt geht, sondern die Freundinnen und Freunde Jesu Christi, der in unserer Mitte geheimnisvoll und stärkend gegenwärtig ist.